Andreas Koch
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Verein Geothermie Thurgau
energie thurgau

Newsletter

20. Dezember 2013

Das Aktuellste in Sachen Geothermie

Sehr geehrte Damen und Herren

Liebe Vereinsmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren

Kurz vor dem Jahresende orientieren wir Sie gerne über den neusten Stand im Bereich der tiefen Geothermie. Wir freuen uns sehr über die erfolgreichen Bohrungen in Schlattingen und über die neusten positiven Meldungen von der St. Galler Bohrung. Wir freuen uns weiter, dass der Kanton Thurgau auch auf Grund unserer Motion als erster Ostschweizer Kanton ein neues Gesetz zur Nutzung des Untergrundes in die Vernehmlassung gegeben hat und dass unsere Interpellation zur Wiederaufnahme der Vorbereitungen für die 3D-Seismikkampagne im Oberthurgau auf ein derart positives Echo im Thurgauer Grossen Rat gestossen ist.

Probleme und Überraschungen sind bei einer noch neuen Technologie zwar immer wieder möglich, sie sollten uns aber nicht davon abhalten, unser Ziel mit Innovationen und mit unternehmerischem Mut auch zu erreichen.

Mit diesem Festtagsgruss verbinden wir unseren Dank für die stets wohlwollende Unterstützung unseres Vereins. Wir sind dankbar über die vielen Rückmeldungen. Sie helfen uns, dass wir uns stetig weiterentwickeln können.

Wir freuen uns auf die interessanten Aufgaben im kommenden Jahr und wünschen Ihnen frohe Festtage viel Glück, Erfolg und Freude an den Herausforderungen des Jahres 2014.

 

Für den Vorstand

Josef Gemperle, Präsident

 

Dieser Newsletter informiert über die folgenden Themen:

> Interpellation «Vorbereitung 3D-Seismikkampagne im Oberthurgau»

> Wärmeprojekt Schlattingen – Erfolg auf der ganzen Linie

> Etzwilen – Projektentwicklung mit Bürgerbeteiligung

> St. Galler Pioniergeist mit dem Fund von Tiefenwasser belohnt

> Vorbehaltener Entschluss bei EKT betreffend 3D-Seismik

> Bund muss aktiv mitwirken 



 

 

Interpellation «Vorbereitungen für die 3D-Seismikkampagne im Oberthurgau»

Die Ereignisse bei der Geothermiebohrung von St. Gallen haben Einfluss auf die Geothermiepläne im Thurgau. Das Konsortium Geothermie Thurgau verzichtet vorerst auf die 3D-Seismik-Kampagne im Raum Arbon bis Sulgen, dies haben Axpo und EKT in einer Medienmitteilung erwähnt. Das vom Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT) und dem Stromkonzern Axpo gegründete Geothermie-Unternehmen „Konsortium Geothermie Thurgau“ ist interessiert an der Nutzung der geothermischen Energie in der Region Thurgau. In einer ersten Phase sollte mittels einer geologischen Detailstudie eruiert werden, ob die geothermische Strom- und Wärmegewinnung in dieser Region möglich ist. Für die Finanzierung und Umsetzung dieser 3D-Seismik-Kampagne haben die beiden Partner ein Konsortium gegründet. Beteiligung: 20% Axpo Power AG, 80% Swiss East Power AG (EKT). Nachdem nun einige Monate seit dem Ereignis in St. Gallen vergangen sind und bei den Projektverantwortlichen dort nun auch wieder mehr Optimismus über die möglichen Erfolgschancen herrscht, sollte aus etwas Distanz auch im Thurgau eine differenzierte Einschätzung möglich sein. Dabei wird klar, dass der Unterbruch der Vorbereitungsarbeiten ein mögliches Projekt im Oberthurgau um mindestens zwei Jahre verzögern wird. Denn nur auf Grund einer sorgfältig durchgeführten 3D-Seismik können überhaupt die nötigen Beurteilungskriterien für eine allfällige Geothermiebohrung bereitgestellt werden. Die Erkenntnisse des tiefen Untergrundes im Kanton Thurgau sind zurzeit sehr bescheiden. Auch aus diesem Grund wären seismische Messungen im Thurgau von grossem öffentlichem Interesse. Geologen sind zudem der Ansicht, dass die Ereignisse

in St. Gallen nicht einfach so für den Kanton Thurgau übernommen werden können. Laut den Projektverantwortlichen beim Konsortium Geothermie Thurgau sind mehrere Monate nötig, um die Vorbereitungen für eine 3-D-Seismikkampagne wieder in Gang zu bringen. Auf Grund dieser Ausgangslage wurde im Rahmen einer Interpellation vom 18 Dezember 2013 der Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:

  1. Teilt der Regierungsrat die Einschätzung der Interpellanten, dass der Unterbruch der Vorbereitungen für eine 3D-Seismik ein mögliches Geothermieprojekt im Oberthurgau um Jahre verzögern kann?
  2. Gibt es Erkenntnisse aus der Bohrung St. Gallen, die ein weiteres Zuwarten bei den Vorbereitungsarbeiten für eine 3D-Seismik wirklich nahelegen?
  3. Kann eine derartig enge Verknüpfung mit dem Projekt in St. Gallen einen objektiven Entscheid über ein allfälliges Projekt im Thurgau nicht stark erschweren?
  4. Sollten nicht auf Grund dieser Ausgangslage die Vorbereitungen für eine Seismik im Oberthurgau unabhängig von den Entscheiden in St. Gallen wieder aufgenommen werden?
  5. Teilt der Regierungsrat die Ansicht der Interpellanten, dass die Beteiligungsverhältnisse beim Konsortium ausgeglichener gestaltet werden sollten?

Die Interpellation wurde im Grossen Rat überaus gut aufgenommen. Mit 8 Erstunterzeichnern konnte man weitere 87 Unterschriften gewinnen. Dies ist absolut aussergewöhnlich und liegt deutlich über den Erwartungen. Damit wird ein glasklares Signal ausgesendet, dass das Parlament eine rasche Wiederaufnahme der Vorbereitungen für die 3-D-Seismikkampagne im Oberthurgau wünscht.

 

Wärmeprojekt Schlattingen – Erfolg auf ganzer Linie

Mit dem Wärmeprojekt in Schlattingen ist ein Vorzeigeprojekt realisiert worden. Beide Bohrungen sind jetzt ausgebaut und liefern aktuell 6 bzw. 10 Liter Heisswasser pro Sekunde. Die produktivere Bohrung 2 soll im Dezember/Januar noch einmal gesäuert werden, um den Wasserstrom und damit den Ertrag weiter zu erhöhen. Parallel werden die Bohrungen mit der Heizzentrale verbunden. Auf Hochtouren läuft die Festlegung des definitiven Nutzungskonzepts, das die Basis für die noch ausstehende Nutzungskonzession durch den Kanton bildet. Voraussichtlich im Frühjahr 2014 werden die fossilen Brennkessel ausser Betrieb genommen und der Heizbetrieb vollständig auf die CO2-freie Geothermie umgestellt. Rund 20 Mio. kWh Gas und Heizöl werden so zukünftig vermieden. Bis zu 1.2 Mio. CHF wird das familiengeführte Unternehmen für den Kauf fossiler Brennstoffe einsparen können. Der Kanton erhält für die Nutzung der Erdwärme zukünftig 1 Rp. pro kWh, mindestens jedoch 75‘000 CHF pro Jahr. Dieses Projekt ist ein Erfolg auf ganzer Linie: Umwelt, Unternehmen, Kanton und indirekt auch die Bevölkerung gewinnen.

 

Etzwilen – Projektentwicklung mit Bürgerbeteiligung

Intensiv gearbeitet wird auch beim zweiten Thurgauer Geothermieprojekt, in Etzwilen. Anwohner, Behördenvertreter und Umweltverbände bringen sich über Begleitgruppen in das Projekt ein: Fragen werden beantwortet, Neuigkeiten zum Projekt kommuniziert und vorgebrachte Anliegen soweit möglich bei der Projektplanung berücksichtigt. Unabhängige Experten evaluieren die technischen Aspekte des Projekts wie z. B. den Lärm oder allfällige Erschütterungen. Diese konstruktive Zusammenarbeit ist ausgesprochen wichtig. Um herauszufinden, wie ein Geothermiekraftwerk aussehen kann und wie laut bzw. leise eine Bohrung und der Kraftwerksbetrieb sind, reisten Geothermie-Interessierte aus der Region ins nahe Münchner Umland. Das Exkursionsprogramm war straff durchorganisiert: An 4 unterschiedlichen Kraftwerken sowie einer Tiefbohrung wurden die Aspekte «Kraftwerkstypen, Kühlsysteme, Bauweisen, Umwelteinwirkungen und Lärm» abgehandelt. Die UVP-Hauptuntersuchung wird als nächster Schritt voraussichtlich im Frühjahr 2014 eingereicht.

 

St. Galler Pioniergeist mit dem Fund von Tiefenwasser belohnt

Ausgesprochen positiv verliefen die Produktionstests in St.Gallen. Dank 3D-Seismik konnte die Wasser führende Zone zielgenau angebohrt und damit erstmals in der Schweiz Tiefenwasser nachgewiesen werden, dass ausreichend heiss ist, um Strom zu produzieren. Die induzierte seismische Aktivität ist bei Beginn der Wasserförderung sprunghaft zurückgegangen. Die Wassermenge ist gemäss St.Galler Stadtwerken «bedeutend», für genauere Aussagen müssen jedoch noch Auswertungen vorgenommen werden. Die Ergebnisse liegen voraussichtlich im Februar 2014 vor. Eine erfolgreiche, zukünftige Strom- und Wärmeproduktion im Sittertobel hängt auch davon ab, ob der unterirdische Wasserkreislauf mit einer zweiten Bohrung geschlossen werden kann. Ob das ebenfalls angetroffene Erdgas parallel zur Erdwärme genutzt werden kann, wird gegenwärtig auch abgeklärt. Der Pioniergeist der Stadt St.Gallen und der starke Rückhalt in der Bevölkerung ermöglichten den erfolgreichen Abschluss der Produktionstests.

 

Vorbehaltener Entschluss bei EKT

Die EKT hat entschieden, die Vorbereitungsarbeiten für die 3D-Seismik vorläufig zu stoppen, bis weitere Erkenntnisse zur Geothermie-Bohrung in St. Gallen vorliegen. Entsprechende Resultate aus St. Gallen sind voraussichtlich frühestens im Sommer 2014 zu erwarten. Sie bilden unter anderem die Basis für einen Entscheid über das weitere Vorgehen. Das Thurgauer Geothermieprojekt verzögert sich dadurch um mindestens ein bis zwei Jahre.  Es ist ausserordentlich schade, dass die eigentlich für den Herbst/Winter 2013/14 angesetzte 3D-Seismik entsprechend sistiert wurde. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben! Zwar ist es sinnvoll, für die konkrete Projektplanung die Ergebnisse aus St.Gallen zu berücksichtigen, es ist aber elementar, dass wir auch im Thurgau grundlegende Informationen über die wertvollen Potenziale in unserem Untergrund erhalten. Hierfür muss dieser jedoch vor Ort untersucht werden, da die Verhältnisse in der Tiefe lokal stark schwanken können.

Bund muss aktiv mitwirken

Um die Entwicklung der Tiefengeothermie in Fahrt zu bringen, müssen der Bund und die Kantone die Technologie durch sinnvolle Anreize fördern. Nur dann werden die Unternehmen und privaten Investoren die gewünschten Pilotanlagen in den verschiedenen Regionen aufgleisen. Seitens des Bundes besteht dringender Handlungsbedarf: Eine ausgebaute Risikogarantie, eine zuverlässige Einspeisevergütung über 25 Jahre, eine Anschubfinanzierung für erste Projekte und genügend Ressourcen für die praxisnahe Forschung sind die wichtigsten Aspekte. Der Kanton Thurgau ist mit der Umsetzung seines Nutzungskonzepts Geothermie Thurgau auf sehr gutem Weg, seinen Anteil beizutragen. Als nächster Schritt wird bis Ende März ein Gesetz zur sicheren Nutzung des Untergrundes in die Vernehmlassung gehen.

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